Fragen und Antworten zu Havarie-grosse

Was ist eine Havarie-grosse?

Havarie-grosse ist gleichbedeutend mit Große Havarei oder gemeinschaftliche Haverei und ein Begriff bzw. eine Institution des Seerechts, die seit der Antike existiert. In Deutschland finden sich die Regelungen zur Havarie-grosse im HGB (Handelsgesetzbuch). International finden auf See regelmäßig die York-Antwerp-Rules Anwendung (Internationales Seehandelsrecht), auf Binnengewässern die Internationalen Vereinigung des Rheinschifffahrtsregisters(IVR) oder ähnliche Regelungen.

Was bedeutet Havarie-grosse?

Gerät ein Schiff mit Ladung in Seenot, muss der Kapitän alles versuchen um es zu retten. Dann liegt die so genannte Havarie-grosse vor. Definiert wird diese, wenn aufgrund der außergewöhnlichen Umstände bewusst Schäden bzw. Kosten in Kauf genommen werden, um Schiff und Ladung aus einer gemeinsamen Gefahr zu retten.
Der Kapitän kann zum Beispiel veranlassen, dass

Außerdem können Umweltbeeinträchtigungen oder Schadensersatzansprüche dritter Personen durch Folgeschäden hinzukommen. Diese Kosten werden proportional zu den Beitragswerten von Schiff, Ladung und Frachtgeld aufgeteilt und müssen von den jeweiligen Interesseinhabern (Beitragspflichtigen) getragen werden.

Voraussetzungen der großen Haverei

Damit die Regelungen der großen Haverei wirksam werden können, müssen verschiedene Bedingungen erfüllt sein:


Was ist ein Dispacheur?

Der Dispacheur oder auch Havariekommissar ist ein amtlich geprüfter Sachverständiger, der für die Abwicklung der Havarie-Grosse zuständig ist. Der Dispacheur hat die Aufgabe, auf Grund der festgestellten Schadensursache, des Schadensherganges und des Umfanges des Schadens zu ermitteln, welche materiellen Schäden den Beteiligten jeweils entstanden sind, wie und wo diese Schäden versichert sind und wer wofür haftbar gemacht werden kann. Der Beruf vereint dabei Aspekte aus den Berufsfeldern Rechtsanwalt, Sachverständiger und Schlichter. Die einzelnen Aufgaben des Dispacheurs sind sehr vielfältig und können ganze Expertenteams beschäftigen.

Welche Kosten können auf den einzelnen Beteiligten zukommen?

Wenn die Bedingungen für eine Havarie-grosse erfüllt sind, haften alle am Seetransport beteiligten Parteien im Verhältnis zu den geretteten Waren. Ein Unternehmen muss also mit Ansprüchen bis zur Höhe des Wertes seiner eigenen Waren rechnen. Selbst wenn seinen Waren nichts passiert ist und diese unbeschadet ankommen.

Was ist außerdem tückisch?

Die Reederei macht üblicherweise ihr Pfandrecht an der Ware geltend und darf die Ware dementsprechend so lange einbehalten, bis der Eigentümer seinen Kostenanteil an der Havarie-grosse gezahlt hat. Üblicherweise werden dafür Barmittel verlangt. Um seine Waren frei zu bekommen, muss der Eigentümer diese hinterlegen. Ein Havarie-grosse Verfahren dauert nicht selten fünf bis zehn Jahre, selbst wenn sich die Kosten nicht in der Höhe realisieren, sind die finanziellen Mittel bis zur endgültigen Klärung eingefroren.
Besser also, wenn der Eigentümer der Ware eine Transportversicherung hat.

Was ersetzt der Transportversicherer?

Was ist ein Average Bond?

Ein Average Bond – auch Average Guarantee genannt, ist der Havarie-Grosse-Verpflichtungsschein, den die Versicherungsgesellschaft gegenzeichnen kann. Somit verpflichtet sich der Transportversicherer zur späteren Zahlungen der Havarie-grosse-Kosten.


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